Ändert spät entdeckte Farbblindheit die Wahrnehmung?

Hi. Kleine (un-)logische Überlegungen. Stellen wir uns mal vor, wir seien davon überzeugt, komplett normalsichtig zu sein. Wir laufen durch die Welt und sehen grün als grün, rot als rot, blau als blau. Grasgrün ist ein sattes Grasgrün, Blutrot ist roter als Kirschrot, Sonnenuntergangrot ist roter als Grapefruitrot, Meerblau ist blauer als Himmelblau und so weiter. Wir haben also eine wirklich gute Vorstellung davon, wie die Farben der Welt so sein sollten.

Auf einmal kommt aber einer vorbei, der sagt: "Hey, Junge, wir haben da mal so Tests bei Dir durchgeführt, und bemerkt, dass Du eigentlich farbenblind bist. Kommste morgen Vormittag vorbei, dann beheben wir das rasch!" Also, wir morgens hin, dann wird gelasert oder was auch immer und wir sind von unserer Farbenblindheit befreit.
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Wie nehmen wir denn dann die Welt wahr? Ist grün auf einmal noch grüner? Und wenn ja, was macht das mit uns? Tut das weh? Ist das zuviel für uns? Ist das vielleicht soviel zuviel für uns, dass das Gehirn das wieder ausblendet, und zu den altbekannten Farben zurückkehrt? Oder ist wirklich alles fetter? Mann, das wär schon was. Wie die ganze Zeit auf Pille. Obwohl ich glaube, dass so ein Gehirn sich da auch schnell dran gewöhnt hätte. Würde das Leben reicher? Dem, der hier als Antwort "Ja" denkt, kann ich nur "Na dann ist ja gut" wünschen. Dann müssten wir ja im Grund alle direkt zum Doktor rennen, und uns die Augen so manipulieren lassen, dass wir alles fetter sehen, als wir es jetzt schon tun.

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Vielleicht würde sich auch unser Weltbild komplett ändern. Auch nicht schlimm, man soll ja die Perspektive ab und zu ändern. Aber ich finds´ eigentlich immer ziehmlich nervig, mit so einer rosa-Sonnenbrille rumzulaufen. Aber der Vergleich hakt etwas. Das ist ja gerade das Interessante. Man kann sich das garnicht vorstellen, wie es denn eigentlich ist, nicht farbenblind zu sein, vorausgesetzt, man ist gerade farbenblind. Also, in dem Stadium, in dem wir gerade sind. Sind wir nun farbenblind oder nicht? Sehen wir die Welt so, wie sie ist, oder nicht? Und wenn nicht, macht das einen Unterschied? Also, ich stell mir jetzt mal vor, ich sei farbenblind, wüsste da aber nix von. Dann glaube ich doch einfach, dass die Welt so ist wie sie ist, ich interpretiere sie irgendwie. Gefällt mir.

Und jetzt stellen wir uns noch vor, wir seien eigentlich taub.
Und dann stellen wir uns noch vor, wir können nur die Hälfte ertasten.
Und dann stellen wir uns noch vor, wir röchen nur die Hälfte dessen, was zu riechen gibt. By the way, Hunde machen da schon irgendwie andere Erfahrungen.

Und dann stellen wir uns noch vor, wir interpretierten die Welt mal anders, als so, wie wir das gewohnt sind. Weil wir wissen ja nicht, ob wir nun farbenblind sind oder nicht.

Manchmal ist das garnicht schlecht, die Welt auch mal anders wahrzunehmen.

Gruß, J.V.

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